Maren Silies (21) ist ein waschechtes Preußen-Urgestein. Auf dem Gymnasium traf sie Preußen-Trainerin Nanny Wichmann-Krekeler, die ihr Talent erkannte und sie zur Leichtathletik und zum SC Preußen brachte. Schon früh, mit gerade einmal 17 Jahren, durchbrach die Sprinterin die 100m-Schallmauer von 12 Sekunden und musste sich anschließend daran messen lassen. Nach folgenden schwierigeren Jahren konnte die BWL-Studentin in diesem Jahr mit einer neuen Bestzeit über 200m von 24,67s und einem siebten Platz bei den Deutschen U23-Meisterschaften wieder an alte Leistungen anknüpfen. Im Interview erzählt sie, wie es ihr in der Zwischenzeit ergangen ist, wie sie Studium und Training unter einen Hut bringt und warum Trainingspartner so wichtig sind.
Hallo Maren, du hast gerade die Prüfungsphase an der Uni hinter dich gebracht. Wie liefen die Prüfungen?
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Ich hoffe ganz gut, die Ergebnisse bekomme ich erst im September.
Dadurch, dass ich meine Prüfungen relativ spät geschrieben habe, hatte ich das Glück, keine Uni und auch kein Training mehr zu haben und mich voll auf das Lernen konzentrieren zu können.
Du bist vor einem Jahr für dein BWL-Studium nach Paderborn gezogen, trainierst aber weiterhin bei Frank Bartschat in Münster. Wie bekommst du Studium und Training unter einen Hut? Wie organisierst du dich?
Vor allem braucht man ein gutes Zeitmanagement.Am Anfang war es für mich sehr stressig und ich hatte oft das Gefühl, das alles nicht unter einen Hut zu bekommen. Doch mittlerweile habe ich mich gut organisiert und an die Situation gewöhnt. Dadurch, dass ich im letzten Semester immer nur 3 bis 4 Tage in der Woche Uni hatte und durch meinen Studiengang die Möglichkeit habe, meine Kurse so zu legen, wie es mir gut passt, klappt es eigentlich ganz gut. Natürlich schaffe ich es in der Woche nicht, jeden Tag nach Münster zum Training zu fahren, aber auf den Anlagen des LC Paderborn habe ich gute Trainingsmöglichkeiten. Am Wochenende versuche ich dann in Münster all die Einheiten nachzuholen, die man alleine kaum machen kann, wie z.B. Techniktraining.
Bleibt da noch viel Freizeit und für das, was man sonst in deinem Alter macht?
Ich habe nicht das Gefühl, weniger Freizeit zu haben als vorher. Ich mache jetzt schon lange Leichtathletik und habe es bis jetzt immer ganz gut hinbekommen, Freunde, Freizeit, Training und Schule/Uni zu verbinden. Das Einzige was jetzt dazu kommt, ist die Zugfahrt.
Du betreibst diesen Sport schon seit deiner Kindheit und wurdest von der Grande Dame des SC Preußen, Nanny Wichmann-Krekeler, entdeckt und gefördert, bevor du in die Trainingsgruppe von Frank und Elke Bartschat gewechselt bist. Wie bist du zur Leichtathletik gekommen und was fasziniert dich an dieser Sportart?
Ich habe schon immer viel Sport gemacht. Es gibt nur wenige Sportarten, die ich nicht ausprobiert habe. Zu Leichtathletik kam ich über die AG an meiner Schule (Annette von Droste Hülshoff-Gymnasium), die Nanny damals angeboten hat. Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht, vor allem, weil ich gemerkt habe, dass ich darin ganz gut bin und wir damals eine ziemlich gute Staffel hatten. Dann macht das Ganze natürlich noch mehr Spaß. Irgendwann war ich dann so weit, dass ich mich für eine Sportart entscheiden musste, weil es einfach zu viel wurde mit 3 mal Leichtathletik und 2 mal Tennis in der Woche.
Damals habe ich mich für die Leichtathletik entschieden und es bis jetzt nie bereut.
Du hast schon 2009, im Alter von 17 Jahren, das erste Mal die „Schallmauer“ von 12 Sekunden über 100m geknackt und bist 11,98s gelaufen. Kam das damals überraschend?
Ja, das kam für mich schon sehr überraschend. Aber damals konnte ich diese Zeiten noch gar nicht richtig einordnen. Erst in den weiteren Jahren habe ich gemerkt, was das für eine Leistung war. Ich habe in den darauffolgenden Jahren immer wieder versucht, an diese Zeiten heranzulaufen.
Danach gab es eine etwas längere Durststrecke bis in diesem Jahr der Knoten geplatzt ist und du bei den Deutschen U23-Meisterschaften über 200m weit unter 25 Sekunden geblieben und mit 24,67s tolle Siebte geworden bist. Wie hast du die vier Jahre dazwischen erlebt?
Das war schon eine sehr mühsame Zeit. Ich habe angefangen an meinen Leistungen zu zweifeln und es fällt schwer sich immer wieder zu überwinden weiter zu machen. Ich bin froh und stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe. Endlich wurde das ganze belohnt.
Du trainierst in einer starken Trainingsgruppe mit Lena Malkus, Theresa Greb, Kathrin Czichon und Julia Nepicks. Wie wichtig ist das Training in solch einer Gruppe?
Es ist das Wichtigste für mich beim Training. Dabei geht es gar nicht um die starken Leistungen der anderen, sondern darum, dass man Leute hat, mit denen man sich gut versteht.
Man geht zusammen durch dick und dünn. Anstrengende Tempoläufe sind zusammen nur halb so schlimm und Staffelerfolge machen noch mehr Spaß als der Einzelerfolg.
Dein Trainer Frank Bartschat sagt, dass du bei deiner Größe (1,79m) und deinen Hebeln eigentlich prädestiniert bist für die Langsprintstrecke 400m. Wie stehst du dazu?
Was meine Größe betrifft, hat er bestimmt Recht. Doch auch was meine Schrittfrequenz angeht sind die 400m eigentlich eher geeignet für mich als der Kurzsprint.
In diesem Jahr hast du dich ja auch das erste Mal auf dieser Strecke probiert und bist auf Anhieb tolle 57,85s gelaufen, obwohl der Lauf, von außen betrachtet, nicht annähernd perfekt war und du viel zu langsam angelaufen bist. Wie war der Lauf für dich?
Ich fand ihn eigentlich ganz gut. Ich habe noch kein Gefühl für die Strecke, das muss sich erst entwickeln. Ich war froh, dass Julia Nepicks mit mir gelaufen ist und ich mich gut an ihr orientieren konnte. Alleine hätte ich mich wahrscheinlich noch nicht einmal getraut in 27,5s anzulaufen.
Wie sehen deine nahen Ziele aus? Wird es weitere Ausflüge in den Langsprint geben oder vielleicht sogar einen Disziplinwechsel? Oder bleibst du dem Kurzsprint treu?
Bis jetzt machen mir die 200 Meter noch mehr Spaß. Gerade durch die guten Zeiten in diesem Jahr. Ich würde gerne herausfinden, was da noch drinsteckt. Bestimmt werde ich ab und zu mal 400 Meter laufen, aber die 200 Meter bleiben erst mal meine Lieblingsstrecke.
Seit jeher hat der SC Preußen immer starke 4×100-Meter-Staffeln zusammengestellt, die unter anderem 2009 Deutschen Jugendrekord lief und im selben Jahr sogar Deutscher Jugend-Meister wurde. Du warst bei all diesen Erfolgen dabei. Auf welcher Position läufst du am liebsten und was bedeutet die Staffel für dich?
Am liebsten laufe ich an der 3. Position. Ich liebe es die Kurve zu laufen, auch bei den 200 Metern, und habe Spaß an beiden Wechseln beteiligt zu sein. Staffellaufen ist für mich das Beste an der Leichtathletik. Ich laufe schon seit Jahren in der Preußen-Staffel. Früher bei Nanny waren wir schon erfolgreich und das hat sich in den weiteren Jahren so fortgesetzt.
Es ist das Staffellaufen, was mich die letzten Jahre angetrieben hat weiter zu machen, da die Einzelerfolge leider ausblieben. Es macht wahnsinnig Spaß zusammen zu laufen – und sich zusammen über Erfolge freuen zu können.
Was hast du dir konkret für deine Strecken vorgenommen in der Hallensaison und in der Sommersaison 2014?
Das ist noch nicht so ganz klar. Ich setzte mich bald mit Frank zusammen und dann besprechen wir die kommende Saison. Ich muss abschätzen, wie viel Zeit ich im nächsten Semester für das Training aufbringen kann. Vielleicht lasse ich auch die Wintersaison aus, das entscheidet sich noch.
Wie erwähnt, die Klausuren sind geschafft, die Saison vorbei, du hast nun Ferien. Geht es noch in den Urlaub?
Ja stimmt, das ist ein gutes Gefühl, einfach mal an nichts denken zu müssen und nur Zeit für sich zu haben. Ich fahre morgen in den Urlaub nach Frankreich und dann geht es ganz entspannt in die nächste Saison.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Mara Konjer.