
Die Saison ist vorbei – Zeit für eine Bilanz: Heute mit Lena Malkus (Jahrgang 1993), die Weitspringerin von internationaler Klasse. In dem aus deutscher Sicht besonders spannenden Jahr in dieser Disziplin ging die U23-Meisterin durchs Wechselbad der Gefühle.
Blickst Du zufrieden zurück auf Deine Saison?
Mit einigem Abstand ja. Direkt nach dem letzten Start fiel mir das nicht ganz so leicht.
Was sind die Gründe dafür?
Vor der Saison wusste ich wegen der langwierigen Hüftprobleme gar nicht, wo ich stehe. Da wurde ja sogar eine Operation als Maßnahme diskutiert. Ich habe mich dann über jeden Fortschritt im Training und letztendlich auch über jeden Sprung, den ich problemlos machen konnte, gefreut. Und dann hat sich alles toll entwickelt. Im Mai war es der pure Freudentaumel, als ich die 6,88 m gesprungen bin. Auch danach lief es bestens, ich habe nie zuvor diese Serie von Sprüngen um die 6,60 m geschafft. Ich hatte große Hoffnungen und Erwartungen für die Deutschen Meisterschaften, die Enttäuschung danach war dementsprechend riesengroß, weil ich die Europameisterschaft verpasst habe. Ich habe nicht damit gerechnet, dass alles von einem Tag abhängig gemacht wird. Aber so sind die Regeln, ich muss das anerkennen.
Wie ging es Dir danach?
Es gab diese Trauer, es gab auch Wutgefühle. Es war sehr bitter, als Sechste in Europa nur zuschauen zu dürfen. Und es gab für den Moment ein paar Selbstzweifel. Jetzt ist das alles überwunden. Ich habe dabei auch gelernt, mit Rückschlägen und Niederlagen umzugehen. Ich glaube als Sportler muss man solche negativen Erfahrungen eben auch machen und die gehören genauso zum Sport dazu, wie der Erfolg.
Was hat Dich in dieser Saison ansonsten beeindruckt?
Ich muss ganz klar sagen, dass mich die Zeit, in der ich diese Probleme hatte, sehr geprägt hat. Ich habe Fortschritte im Training, wenn sie auch noch so klein waren, zu schätzen gelernt und wurde noch einmal darin bestärkt, wie wichtig der Sport mir ist. Die Unterstützung in meinem Umfeld war ungemein wertvoll. Meine Eltern, mein Freund und meine Trainer Elke und Frank Bartschat haben mich aufgefangen. Ich weiß jetzt noch mehr, was ich an diesen Menschen habe.
Fällt es Dir leicht, Sport und Studium zu verbinden?
Leicht ist das falsche Wort, aber schwer trifft es auch nicht. Ich bekomme beides unter einen Hut. Die kurzen Wege zur Uni, in die Halle oder auf den Platz sind logistische Vorteile, die mir helfen. Die Unterstützung der Uni ist vorhanden, ich bekomme Plätze in für mich wichtigen Seminaren, ich darf Prüfungen verschieben in die wettkampffreie Phase. Aber ich muss mich kümmern und jedem Dozenten klar machen, warum ich auf ein Entgegenkommen angewiesen bin.
Lena Malkus, Saisonbilanz 2014
Die Saisonbestleistung von 6,88 Meter bedeutet: Platz acht der Weltbestenliste, Platz drei der europäischen U23-Bestenliste, Platz sechs der europäischen Gesamtbestenliste, Platz zwei der deutschen Bestenliste und der deutschen U23-Bestenliste sowie jeweils Platz eins der westfälischen Jahreswertungen.